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 Werke von fünfzehn Künstlern und eine Gemeinschaftsarbeit füllen die Kunstausstellung mit der nötigen Vielfalt an kreativen Gestaltungen. Anders formuliert sind fünfzehn plus ein Standpunkt vertreten, die unterschied- lichste Blicke auf das Thema Wasser und Fluss werfen. Welchen Beitrag kann ein ästhetisch/künstlerischer Blick auf ein Thema leisten, welches im Zusammenhang mit der Erderwärmung ein wesentliches Element der existentiellen Bedrohung der Menschheit schlechthin darstellt: die zuneh- mende Verknappung des Wassers? Nachrichten, die mitteilen, dass Gemü- sefelder bei uns nicht mehr bewässert werden dürfen, schrecken uns auf. Dass am Rhein die Schifffahrt eingeschränkt werden muss wegen des nied- rigen Wasserstandes, oder die tiefe Trockenheit unserer Ackerböden sind alarmierende Zeichen für eine Bedrohung unserer bisher so problemlosen Grundversorgung mit Wasser und in der Folge mit Nahrungsmitteln. Das Aufzeigen solcher katastrophalen Folgen des Klimawandels sind die Auf- gaben der Politik und gesellschaftlicher Gruppen oder privater Initiativen.
Kunst leistet dazu einen etwas anderen und vor allem eigenständigen Bei- trag. Sie kommentiert nicht, sondern zeigt recht unmittelbar auf, was unsere Welt heutzutage prägt. Das sind auf der einen Seite erschreckende Bilder oder Installationen und auf der anderen Seite nahezu romantische Szenen. Wenn Gabi Goerke Spiegelbilder am Flussufer malt, dann will sie auf un- serer Gefühlsgitarre Saiten anschlagen von reinster Harmonie. Bilder von denen wir wünschen, dass sie uns erhalten bleiben. Wenn herman de vries nackt am Ufer sitzt und mit seinen Händen klares Wasser schöpft, dann ist in diesem Bild keine noch so kleine intellektuelle Distanz zwischen dem Menschen und dem alles Leben erhaltenden Wasser. Für eine solche Bot- schaft ist die Fotografie besonders geeignet. Die Kapillarbilder von Sandro Vadim zeigen eine Grundfähigkeit des Wassers gegen die Schwerkraft, in einer Pflanze nach oben zu steigen und die neuen Blätter und Blüten zu versorgen. Seine Bilder entstehen genau mit dieser Kraft des Wassers. Ger- hard Nerowski weist mit seinem „Faltboot“, das mit seinem Namen Meekuh an die traditionelle Kettenschifffahrt auf dem Main erinnert, auf den Spaß hin, den wir alle und vor allem Kinder im und am Wasser haben können. Es wäre doch ein herber Verlust, wenn diese Freude mit Wasser versiegen würde. Diese Angst spricht der Künstler Gerhard Nerowski nicht an. Die ist heute in unseren Köpfen vorhanden und ist mit ganz wenig zu aktivieren. Wenn Lisa Wölfel ihre Schwimmerin von der Decke bis auf den Boden he- rab hängt, dann zeigt sie uns diese positive Möglichkeit, die sich zwischen Mensch und Wasser ergeben kann und zeigt auch durch die fragile Darstel- lungsform, die Brüchigkeit dieses Blickwinkels auf unsere Wirklichkeit. Die
Künstler zeigen uns eine Welt, wie wir sie gerne erhalten wollen zu unserer Freude und unserem Wohlergehen, und der Betrachter sieht die aufziehen- den dunklen Wolken in die Bilder hinein. Und immer wieder sind Bilder zu sehen, wie die von Werner Tögel oder Gerd Kanz, die eine Welt zeigen, die positive Lebensgefühle anstoßen, die uns auch träumen lassen oder sich als wertvoll in unser Gedächtnis eingraben, nicht zuletzt mit der Hoffnung uns aufzuwecken und aufzufordern, dass es lohnt sich eine lebenswerte Welt zu erhalten. Kunst zeigt, was an dieser Welt erhaltenswert ist und nicht das, was in dieser Welt uns alle gefährdet. Das ist nicht naiv, sondern ein Aufruf, diese Welt ins Herz zu schließen, sie zu lieben und nicht zu missbrau- chen. Herbert Holzheimer und Gabi Weinkauf greifen Dinge auf, die die Schönheit von allem Vergänglichen zeigen und bieten uns an, das positive Element in allen Wandlungen und Veränderungen zu sehen. Die Möglichkeit von Veränderungen, die nicht zerstören sondern positiven Wandel bringen. Jochen Vollmond geht an die Quelle des Mains, an seine beiden Ursprünge und zeigt uns konkret das Quellwasser und in Fotos Bilder von der roten und der weißen Quelle. Er war dort wo alles anfängt. Wussten Sie, dass Main- wasser noch in der Nordsee an der holländischen Küste nachzuweisen ist? Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum der Wasserstand im Rhein so niedrig, der des Mains aber nicht oder viel weniger stark abfiel? Nun, es wird durch den Rhein-Main-Donau Kanal viel Wasser in den Main gepumpt. Wie ein Bypass sorgt der künstliche Zufluss für reibungslosen Durchfluss. Helmut Droll greift dieses Phänomen in seinem Werk „Bypass“ auf. Also eine durchaus reale Position aus der modernen technischen Welt und ih- ren ungeahnten Möglichkeiten und ganz ohne Bewertung, Wasserrohre mit durchaus unromantischem Flair. Karl Grunwald greift den Verlauf des Flus- ses Main auf und überzieht diesen mit einer Cyanotypie, also eine von der Sonne gemachten Lineatur unter der Regie des Künstlers. Reine Kunstpro- dukte mit Wasserelementen versetzt zeigt uns Wolf-Dietrich Weißbach mit seinen „Planeten“, Kristin Finsterbusch mit ihren abstrakten Zeichnungen und Radierungen und als Überraschungspaket fügt Angelika Summa eine Arbeit aus ihrem Werkmaterial, dem Halbzeug, geformt hinzu. Als großes Wandbild entstand eine Illumination des Mainverlaufes als Gemeinschafts- arbeit von Jochen Vollmond (Ideengeber), Helmut Droll, Werner Tögel und Egon A. Stumpf, das gleichzeitig als Aufmacher für die gesamte Ausstellung dient. Die Ausstellung will durch positive Informationen aufrütteln und zwar jeden Einzelnen, ganz persönlich. Ist doch das Individuum das Atom jeder Gesellschaft.
Egon A. Stumpf
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