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Let’s celebrate free rivers, clean water and freshwater life!
Let’s celebrate free rivers, clean water and freshwater life! – das ist der Leitspruch für das 1. Flussfilmfest entlang des Mains, das 2023 zum ers- ten Mal in 14 Orten stattfindet. Warum ist es wichtig, dass wir uns mit unseren Flüssen befassen, genau hinschauen und uns mit ihnen ver- binden? Simone Kolb vom Netzwerk Main hat es für die Ankündigung des Flussfilmfests so formuliert: Hätten Flüsse eine Stimme, so würde einige bestimmt säuseln, jammern oder gar schreien: „Mein Flow ist gestört“! Denn die wenigsten großen Flüsse fließen noch ungehindert von der Quelle bis zur Mündung. Aber auch viele andere Themen belas- ten unsere Flüsse und stören ihren natürlichen „Flow“ (eng. für fließen, rinnen, strömen).
Als Geschäftsführerin des Flussparadieses Franken ist es seit über 20 Jahren mein Ziel, Menschen für naturnahe Flüsse und die heimische Flusslandschaft zu begeistern. Main und Regnitz stehen dabei im Mit- telpunkt meiner Arbeit. Seit ich vom ersten Flussfilmfest in Berlin 2016 gehört habe, wusste ich: „Das will ich irgendwann einmal an den Main holen“. Zum einen, weil ich selbst gerne ins Kino gehe, zum anderen, weil ein Film im Kino uns in ganz besondere Weise berühren kann. Über das Netzwerk Main, das vom Bayerischen Ministerium der Finan- zen und für Heimat gefördert wird, hat sich die Chance ergeben, die Idee im März 2023 zusammen mit der Stiftung Living Rivers umzusetzen. Neu und einzigartig wird dabei sein, dass der Hauptfilm River und die dazu extra ausgesuchten internationalen Kurzfilme nicht nur in einer Stadt sondern in 14 Orten entlang des gesamten Flusses gezeigt werden. So wird deutlich, dass der Main über 500 km die Menschen miteinander verbindet und in deren gemeinsamer Verantwortung liegt. Denn Wasser bedeutet Leben und Flüsse wie der Main mit ihrer reichhaltigen Natur- und Kulturlandschaft sind wichtige Lebensräume für Mensch, Tier- und Pflanzenwelt.
Die Begeisterung für das Thema geht über die eigentlichen Kinovorfüh- rungen weit hinaus. Eva Rundholz vom Regionalmanagement Bayreuth wird mit ihrem Team und vielen Partnern zur Eröffnung ein 4-wöchiges Wasserprogramm gestalten. An vielen weiteren Orten wird das Fluss- filmfest mit Natur- und Stadtführungen, Vorträgen, Konzerten, Puppen- theater und Ausstellungen begleitet.
Flüsse sind die Lebensadern der Natur und prägen wesentlich den Cha- rakter einer Landschaft. Ihr ökologischer Wert liegt in der Dynamik des fließenden Wassers. Es lässt vielfältigste Biotope auf engstem Raum entstehen und wieder vergehen. Überall dort, wo Flüsse aus ihrem stei- nernen Korsett befreit werden, kehrt das Leben an den Fluss zurück.
Geheimnisvolle Auwälder, Kies- und Sandbänke, Steilufer und das flie- ßende Wasser sind Lebensraum für viele bedrohte und faszinierende Tier- und Pflanzenarten. Hier kommen Eisvogel, Flussregenpfeifer und Prachtlibelle wieder häufiger vor. Und sogar die Barbe findet natürli- che Laichplätze. Eine Entwicklung, die einen besonders achtsamen Umgang mit dem europäischen Naturerbe Main fordert. Darum ist es wichtig, auch für den Menschen ortsnah möglichst naturnahe Bereiche am Fluss zu schaffen.
Der Main ist nicht einfach eine Wasserrinne mit Uferwegen sondern ist über das Grundwasser und die vielen Zuflüsse eng mit der Landschaft vernetzt. Alles, was in irgendeinem Ort in seinem Einzugsgebiet in den Abfluss oder ins Klo gekippt wird, landet letztlich im Fluss. Deshalb wur- den und werden für Kläranlagen viele Milliarden Euros ausgegeben. Der Main ist heute wieder so sauber, dass man in der Regel darin Schwim- men kann. Doch die im Abwasser gelösten Rückstände von Medika- menten stören die Flussökologie. Bei Starkregen fließt das Abwasser manchmal ungeklärt in den Fluss. Boden und Chemikalien werden von Äckern in Bäche und Flüsse abgeschwemmt und belasten sowohl die Flüsse als auch die Meere. Der Boden, der auf den Äckern fehlt, führt zu verschlammten Flussbetten und Algenblüten in Seen und Meeren. Erschreckend ist, dass auch der sichtbare Müll an und in den Flüssen wieder zunimmt. Grund ist die Allgegenwart von Plastik. Um für den Schutz der Flüsse und Meere ein Zeichen zu setzen, gehört zum Rah- menprogramm des FlussFilmFestes auch ein MainCleanUp. Ziel ist es, Müll entlang des Mains und seiner Zuflüsse zu sammeln. Damit dieser nicht mehr über den Main in den Rhein und damit in die Nordsee ge- langt. Die Aktion will ein Bewusstsein schaffen, dass Müll nicht arglos weggeworfen wird. Noch besser ist es, wenn Müll von vornherein ver- mieden wird.
Vom Zusammenfluss der beiden Quellflüsse (Roter und Weißer Main) bei Schloss Steinenhausen bis zur Mündung in den Rhein bei Mainz fließt der 474 km lange Main als einziger größerer Fluss in Deutschland weitgehend von Ost nach West. Der Maintaldurchbruch zwischen dem Steigerwald und den Haßbergen ist von der Wallburg bei Eltmann gut zu sehen.
Es ist kein Zufall, dass die meisten Städte und Ortschaften an Flüssen liegen. Trotz der Hochwassergefahr bot dies viele Vorteile: In den Flus- sauen wuchsen Gras für das Vieh und Weiden für die Korbflechterei. Vom Fischreichtum des Mains konnten Berufsfischer ihr Auskommen finden. Flößer transportierten Holz aus dem Frankenwald an den Rhein.

























































































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